Kölpinsee - 04.10.2004
Stiere, Schlangen, fette Henne
Idyllen am Kölpinsee, 4.10.2004
Wir sind nicht bloß zum Wandern
(Wie's immer auch gefällt),
Wir sind zu manchem andern
Und bessrem in der Welt
Theodor Fontane, Urlaker, Das Oderbruch, S.71
(Wie's immer auch gefällt),
Wir sind zu manchem andern
Und bessrem in der Welt
Theodor Fontane, Urlaker, Das Oderbruch, S.71
Nach Art der zehn kleinen Afroamerikaner ( 10 kleine ... , da waren's nur noch 7) machten sich am letzten Tag des 2. Großen Internationalen Herbstlaking gestandene und frisch approbierte Lakerinnen und Laker auf den Weg, von Götschendorf aus den Kölpinsee bei Milmersdorf zu laken.
Wo früher die Ferse des Lakers Norbert war, sind jetzt nur noch blutige Fleischklumpen...
Gleich zu Beginn stieß ULF, der begnadete Lakerfürst, Jubelschreie der Gestalt aus, dass es eine Lust sein müsse, den Lakingbericht für dieses herrliche Gewässer verfassen zu dürfen. Angebote des Autors, diese Aufgabe gern abzugeben, schlug er dann jedoch behände aus, sich mit viel Arbeit entschuldigend.
Grund des fürstlichen Jubels war die absolute Seenähe, die uns zu Beginn vergönnt war. Nach der enttäuschenden Lakingdistanz zum Oberuckersee (siehe Bericht), konnten hier herrliche seenahe Uferbereiche unter die Füße genommen werden.
Die Lakerherzen schlugen höher.
Wunderbare Mischwälder ließen uns wacker fürbaß schreiten. Kleine Randabenteuer wie beispielsweise die boamäßige Besteigung einer in den See gestürzten Bergulme verzögerten zwar das streckenmäßige Vorankommen, genügten jedoch dafür aufs Äußerste den satzungsgemäßen Statuten des Fortschreitens. Wenig später entdeckten verdunerprobte Laker dann einen Granattrichter im Waldesboden, dessen Herkunft bzw. Entstehung jedoch nicht exakt bestimmt werden konnte. Er wurde dann gleichsam als eine Öffnung / ein Schlund (sic!) der Mutter Erde (Gaia) identifiziert und links liegen gelassen.
Das nächste Abenteuer bot die Überwindung eines sich unvermittelt in den Weg stellenden Zauns. Verzagte rieten bereits dazu, diesen unlakerhaft zu Umgehen, doch die Wächter der reinen Lehre beharrten auf der Übersteigung, damit seenächst weiter gelaufen werden konnte. Mit Knüppeln bewaffnet (jede / jeder (Klein-)Gärtner in den Weiten der Uckermark scheint einen Hund zu besitzen) erkundete man die Reste des VEB Fischzucht Templin, Nebenstelle Kölpinsee.
Allerdings machte knietiefer Sumpf dann jeden Versuch zunichte, am Seegestade weiter zu laufen und so musste doch der verhasste Fahrweg benutzt werden. Bald erschien allerlei schottisch-gälisch anmutendes zotteliges Rindvieh auf der Weide, das sein Gehörn in die Luft streckte und die Laker beäugte.
Kurz nach Übersteigung eines weiteren Zauns bot sich der verblüfften Lakergemeinde ein überraschender Anblick: ULF, der stets unbekümmerte und voranschreitende Held und Führer, geliebt und verehrt, nahm seine Beine in die Hand und stürmte im Hui zurück in eine Ecke der Weide, in der ihm sichere Überwindung des Zauns möglich schien.
Was war der Grund für diese ungewohnte Hektik?
ULF hatte in der Ferne, nahezu einen halben Kilometer und etliche Canyons entfernt, ein Schottisches Riesenrind mit zwei Klafter breitem Horn ausgemacht und wähnte einen Stier dort. Das Kalb (natürlich mit nicht ansatzweise so eindrucksvollem Gehörn), das den Stier zur Kuh herabgestuft hätte, übersah er und raste gen Zaun.
Nach diesem Chock konnte wieder seenahes Terrain beschritten und die Lieblichkeit der Landschaft sicher genossen werden. Leider hatte es sich nun mit der Seenähe - sicher auch aus Zeitgründen, da einige LakerInnen ihre Transportgelegenheiten in die Heimat in time erreichen mussten.
Aber die Straße hielt weitere Abenteuer für uns bereit: die Fauna zeigte uns Blindschleichen und Ringelnattern in großer Zahl, lebendig und plattgefahren. Urlaker Ulli A konnte eine Blindschleiche mittels Tönen, die er der von ihm stets mitgeführten Flöte entlockte, zur indischen Kobrastellung verführen. Gleichzeitig rettete er dadurch ihr Leben, da ein heranbrausender Kraftfahrer sicherlich sie vom Leben zum Tode gebracht hätte.
Und auch die Flora überraschte mit Nettigkeiten: ein den meisten lediglich als achtlos weggeworfener Schwamm erschienenes Stück am Straßenrand wurde in Windeseile von ULF als Fette Henne identifiziert und fachmännisch geerntet.
Diese herbstliche Aktion unseres ULF bescherte dem Autor das Glück, die sagenumwobene Jacke ULFs in seinem Tornister mitführen zu dürfen, da ULF nicht dazu zu bringen war, die Fette Henne am Wegesrand abzulegen, um sie bei der späteren Rückfahrt aufzulesen. So kam die wahrscheinlich erste teillakende Fette Henne Deutschlands der Welt nach Mittenwalde.
Müde Recken, müde Lakerinnen bahnten sich nach Erreichen Milmersdorfs den Weg für die letzten fünf Kilometer. Theodor Fontanes Beschreibung der Mark Brandenburg als „Preußische Streusandbüchse" erfuhren die LakerInnen fußnah, als sie ein nicht enden wollendes steiniges und sandiges Wintergerstenfeld beschritten, an dessen Ende das verwaiste Götschendorfer Herrenhaus das Finale eines herrlichen herbstlichen Lakingtages und -wochenendes ankündigte.
11.844 Schritte
10.500 Meter
844 kcal
Seenähe: Teil 1: 6
Teil 2: 1
Beherbergungsbetriebe: gibt es, nicht getestet
Schwierigkeitsgrad: 2
10.500 Meter
844 kcal
Seenähe: Teil 1: 6
Teil 2: 1
Beherbergungsbetriebe: gibt es, nicht getestet
Schwierigkeitsgrad: 2
Bericht: Herb Aselmann