In Angieland

Fährsee, Zaarsee, Labüskesee
am 03.10.2005
Drei Seen auf einmal in der wilden Uckermark - das kann ja nur aufregend werden, dachte Putschisten ULV und meldete sich freiwillig als Berichterstatter. Aufregend waren tatsächlich die Eckdaten dieses Lakings: rund 15 km Weg unter extremem Zeitdruck, denn diverse Laker mussten zum Flug und zum Zug.
Ansonsten hielt sich die Aufregung in Grenzen. Man hetzte auf meist befestigten Wegen durch wenig ansehnliche Neubaugebiete und fast durchweg in großer Seeferne durch die platte Landschaft. Freilich verlor man dabei einmal Blinder, der wie so oft eine Abkürzung in einem Wohngebiet gefunden zu haben glaubte und wieder eingefangen werden musste. Danach bogen die leicht frustrierten und vom Wochenende noch erschöpften Laker auf eine stark befahrene Landstraße ein. Das Tempo wurde noch einmal erhöht, die Füße glühten auf dem Asphalt - und schließlich gelangte man zum Ausgangspunkt. Dort sprangen die Fluggäste aus den verschwitzten Klamotten in zum Teil feinen Zwirn (wieder Blinder), um noch Termine am Flughafen wahrzunehmen. Nach einem letzten Imbiss war auch dieses Herbstlaking beendet, und die Laker waren erschöpft aber glücklich, ihrem großen Lebensziel wieder ein wenig näher gekommen zu sein.

War das alles? Was passiert, wenn nichts passiert? Der erfahrene Laker weiß, dann wendet sich die Aufmerksamkeit nach innen, dann verschmilzt man mit seinen Gedanken und Gefühlen. Auch an solchen Tagen kann das Lakerherz Befriedigung empfinden und zu neuen Erkenntnissen kommen.
So begann der Berichterstatter, darüber nachzudenken, auf welche Weise unsere Angie, unsere frisch gebackene Kanzlerin, von dieser Uckermark, in der sie aufgewachsen ist, wohl charakterlich geprägt worden ist. Zäh und beharrlich hat sie sich nach oben gekämpft. So zäh wie das uckermärkische Rind dem Landregen trotzt. So beharrlich wie der Storch, der jedes Jahr von neuem hier sein Glück sucht und optimistisch sein Nest instand setzt. Zielstrebig ist sie, die Angie, und weiß genau, wann die Stunde gekommen ist, einem mächtigen Herren zu ihrem eigenen Vorteil das Wasser abzugraben. So wie der Biber, der am Holz knabbert und am Bau gräbt, bis das Wasser gestaut ist. Ob die quirlige Bachforelle darüber erfreut ist, mag ihm egal sein. Er hat sein Haus gebaut, sein Acker bestellt, alle Flanken gesichert. Er bessert eifrig aus, wenn sich eine undichte Stelle auftut, und kümmert sich ansonsten in aller Ruhe um seine treue Brut.
Tatsächlich scheint es, als sei Angie aus einem solchen Biberbau entsprungen. Wenn ihre hängenden Lefzen sich heben, kommen scharfe Zähne zum Vorschein, die auch mal einen Helmut-Kohl-Baum fällen können, wenn es notwendig ist. Auch ihre Frisur ist biberähnlich, kurz und zweckmäßig allen Wasserständen gewachsen. Auch Angies hängende Schultern offenbaren ihre Herkunft. Für was braucht ein Biber schon Schultern? Sein festes Rückgrat tut auch ohne Imponiergehabe Dienst.

So weiß der Laker in der Uckermark nach diesem nur scheinbar ereignisarmen Tag, was auf ihn zukommen wird: ein mächtiges Wesen in einem unerschütterlichen Bau, dem man nur beikommen kann, wenn man bereits am Oberlauf Vorsorge trifft!



11299 Schritte (tatsächliche 17,7 km)
1374 Kalorien Verbrauch
Seenähe: 2 minus
Naturschönheit: 1
Schwierigkeit: 1

Verfasst von Putschist
am 23.05.2006 (zugegen ziemlich spät)